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Mensch & Kosmos
Astrologie & Sinn
11. Sept. 2001
Gestalt-Therapie
spirit. Therapie
Buch-Präsentation

 

Seite 1
Astrologie und Lebenssinn


Astrologie ist ein Erkenntnis-Instrument, das uns bei unserer Suche nach Sinnhaftigkeit im Leben unschätzbare Einsichten vermitteln kann. Damit wir verstehen, unter welchen Voraussetzungen sie diese Rolle überhaupt erst ausfüllen kann, möchte ich folgende Geschichte erzählen:

Es war einmal ein alter Bauer, nicht reich, aber er hatte sein Auskommen und er war - im Großen und Ganzen - zufrieden mit sich und der Welt. Er hatte einen Sohn, den er liebte und der zunehmend den Hof allein bearbeitete von dem Zeitpunkt an, da des Alten Glieder schwerer und müder wurden. So ging das Leben seinen Gang, bis ihnen eines Tages unerwarteterweise ein fremdes Pferd zulief. Da die Besitzer nicht ausfindig zu machen waren, beschlossen sie das Pferd zu behalten und die Menschen im Dorf sprachen: „Bauer, was habt Ihr für ein Glück mit diesem Pferd in Euer Haus bekommen.“ „Glück?“ antwortete der Bauer in ruhig-freundlichem Ton, „das müssen wir erst mal sehen.“
Das Leben auf dem Hof wurde von nun an tatsächlich leichter und in mancher Hinsicht bereichert. Das Pferd konnte bei schwerer Arbeit helfen und der Sohn ritt mit ihm wie mit einem Freund durch die angrenzenden Wälder - bis er eines Tages unerwarteterweise mit dem Pferd stürzte und sich ein Bein brach. Da sprachen die Menschen im Dorf: „Bauer, was hast Du für ein Pech. Dein Sohn bricht sich das Bein und wer bearbeitet jetzt Deinen Hof?“ „Pech?“ antwortete der Bauer in ruhigem Ton, „das müssen wir erst mal sehen.“
Das Leben auf dem Hof wurde nun tatsächlich schwerer und auch der alte Bauer mußte selbst noch mal mehr Hand anlegen, um das Allernötigste des Lebens zu bewerkstelligen. Da kam - von weit her - ein Bote des Königs geritten und verkündete vor aller Öffentlichkeit den Kriegszustand mit dem Nachbarvolk westlich des eigenen Reiches. Alle jüngeren Männer im wehrfähigen Alter wurden unverzüglich zu den Waffen befohlen und marschierten schon am nächsten Morgen in einem geschlossenen Trupp los. Zurück blieb nur der Sohn des alten Bauern, dessen Bein drei Wochen später wieder vollkommen genesen war. Da sprachen die Menschen im Dorf: „Bauer, was hast Du für ein Glück, daß Dein Sohn nicht mit in den Krieg ziehen mußte.“ „Glück?“, antwortete der Bauer in ruhigem Tonfall, „das...“


Von diesem Punkt an offenbart uns die Geschichte ihre Bedeutung als vielschichtige Metapher. Im Zusammenhang mit unserem überschriebenen Thema schälen sich über sie u. a. 2 mögliche Arten des „In-der-Welt-seins“ heraus:
  • Eine mehr vordergründige Wahrnehmung, die die Bedeutung eines Lebensgeschehens ausschließlich in ihrer Ausschnitthaftigkeit beurteilt und...
  • ... eine mehr hintergründige Wahrnehmung, die davon beseelt ist, den „roten Faden“ zu finden, der die unterschiedlichsten Lebenssituationen und -erfahrungen miteinander verknüpft. Das mögliche Eingebunden-sein in einen sinnvollen Lebensrahmen und in übergeordnete Gesetzmäßigkeiten möchte hier auf schöpferische Art erforscht werden...
In der Regel haben wir Menschen alle Anteil an beiden Arten der Wahrnehmung, wenn auch in unterschiedlicher proportionaler Gewichtung. Welcher dieser beiden Wahrnehmungsformen wir jedoch unsere gesamte Lebensbewertung und -gestaltung mit, sondern ist auch gleichzeitig der entscheidende Dreh- und Angelpunkt dafür, in welchem Maße uns Astrologie bei der Suche nach Sinnhaftigkeit im Leben weiterhelfen kann.
Viele Menschen - vielleicht die meisten - assoziieren mit Astrologie so ähnliche Fragen wie z. B.: „Wann wir mir endlich ein Pferd zulaufen?“. Solche Fragen sind aus einer bestimmten Warte heraus durchaus verständlich und auch legitim. Dennoch macht die obige Geschichte meine Zweifel am tieferen Wert solcher Fragen deutlich, wenn wir ihnen zu viel Gewicht beimessen.
Verwenden wir im astrologischen Kontext ähnliche Kategorien wie „Glück“ und „Pech, „günstig“ und „ungünstig“, assoziiert das ein Fremdbestimmtsein - jenseits eigener Verantwortlichkeit - durch die Sterne. Auf diese Weise könne wir keine Identität mit unserem eigenen Schicksal erfahren und herstellen. Wir empfinden keine Einheit mit einer Handlung, die „zu mir gehört“ und die „meine Ergebnisse“ in der Welt hervorbringt. Es gibt keine Selbstreflexion, keine Bewußtwerdung und keinen menschlichen Reifungsprozess. Wir scheiden uns in fatalistischer Weise vom „Schöpferischen Leben“ - als den ergänzenden Pol - ab, welches das Schicksalhaft-Gegebene bewußt auszugestalten hilft.
Das Schöpferische Leben aber steht in einer sehr engen Beziehung zur bewußten Wahrnehmung der Sinnhaftigkeit allen Geschehens.
Beziehen wir nun die schöpferische Dimension menschlichen Bewußtsein in unsere Betrachtungen mit ein und verbinden sie mit den Gesetzmäßigkeiten, die uns die Astrologie als Erfahrungs-Disziplin offenbart, so wird Astrologie selbst zu einem äußerst tiefgreifenden Sinn-Modell.

Inklusive der Astrologie gibt es viele angebotene Sinn-Modelle. Sie geben wichtige Orientierung und relative Möglichkeiten der Erklärung von Welt- und Lebenszusammenhängen. Sie alle sind jedoch immer nur Modelle und dürfen dabei nicht mit der Wirklichkeit verwechselt werden. Wirklichkeit ist, sie läßt sich mit unserem dualen Verstand nicht denken - höchstens annäherungsweise.
Dennoch bin ich der festen Überzeugung, daß dieses „Annäherungsweise“ sehr fruchtbar sein kann und das es ein wichtiger „Baustein“ menschlichen Seelenheils ist, in schöpferischer Art und Weise und im Einklang mit dem eigenen Sein, ein umfassendes Sinn-Gebäude zu kultivieren. Denn es ist „die nicht-zu-negierende Natur des verstehenden und vorstellenden Geistes, sich Bilder über die Zusammenhänge von Schöpfung und Nicht-Schöpfung zu machen“ - wir können nicht anders und von daher ist es nur angemessen, dem auch bewußt Rechnung zu tragen. Andererseits müssen wir uns ja nicht gleich wie die „Pharisäer und Schriftgelehrten“ mit ängstlichen Eifer und „buchstabengetreu“ an diese unsere Wahrheiten fixieren. Die Wahrheit steht ohnehin immer nur zwischen den Zeilen und ist ausschließlich einem offenen Bewußtsein - jenseits aller Worte zugänglich.
Wie aber kann uns Astrologie als Medium der Erkenntnis bei unserem Bedürfnis nach Sinnfindung dienlich sein?
Wenn wir selber mit Astrologie arbeiten, gibt es eine unbestimmbare Anzahl gesetzmäßig immer wiederkehrender Erfahrungen, die für uns - durch ihre eindringliche Deutlichkeit - zunehmend zu einer unauslöschlichen „Alltags“-Wirklichkeit ohne Faszinationsverlust werden.

 

 

 
     

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